Über vegetarische Ernährung und Kommentare dazu

Früher wurde man auf Schulfreizeiten, im Restaurant oder ganz besonders bei Grillpartys mit einer vegetarischen Ernährungsweise ja eher misstrauisch beäugt. Heute muss ich mich manchmal schon rechtfertigen, wie ich das überhaupt vertreten kann, Eier und Käse zu essen.

Es hat sich also doch etwas verändert in den letzten 25 Jahren. Auch das Angebot an vegetarischen und veganen Grill-und Fertiggerichten ist massiv gewachsen, sowohl in Menge als auch in Qualität. Fake-Würstchen zum Beispiel gibt es inzwischen im Sommer ziemlich in jedem Supermarkt, und inzwischen schmecken sie sogar sogar nach was.1

Einerseits muss ich jetzt also Leuten erklären, dass es den Hühnern bei uns ganz gut geht2 und ich es durchaus ok finde, deren Eier zu essen, nein, das ist wirklich keine Tierquälerei. Und ja, auch unterm Umweltaspekt ist der Schafskäse vom benachbarten Stand auf dem Wochenmarkt in Ordnung. Vor allem im Vergleich zu z.B. spanischen Erdbeeren bei Edeka.

Andererseits gibt es immer noch Leute, deren reflexartige Reaktion darauf, zu erfahren, dass sich das Gegenüber vegetarisch (oder, Schock, Horror! Sogar vegan) ernährt, ungefähr so anhört: „Ey, dann isst du ja meinem Essen das Essen weg.“ Oder, auch schon zur Genüge gehört: „Wusstest du, dass auf (hier irgendeine fremde Sprache einfügen) ‚Vegetarier‘ übersetzt ’schlechter Jäger‘ heißt?“. Oder, in möglichst vorwurfsvollem Tonfall: „Aber Menschen sind von Natur aus Allesfresser, deine Gesundheit, die natürliche Ordnung der Dinge! Bla, pseudoökotrophologisches Geschwafel, bla“.

Während ich das ehrlich verblüffte „Echt jetzt, nicht mal so ein richtig schönes Steak3 ?“ niemandem übel nehme, hängen mir die eben genannten Sprüche inzwischen wirklich zum Hals raus. Meistens lächele ich dann nur gequält und wechsele das Thema. Was ich gerne sagen würde: „Nee, keine Bange, damit dein Essen genug zu essen hat werden ja extra Urwälder gerodet und Ortsansässige vertrieben“ , „Oh ja, das ist die selbe Sprache, in der ‚Fleischesser‘ sich mit „zu blöd zum Gärtnern‘ übersetzen lässt“ , „Von Natur aus, ja? Alles klar, sobald du dein Haus, dein Auto und deinen PC verschenkt hast, denke ich übers Fleischessen nochmal nach.“

Geht man von Anfang an davon aus, dass der betreffende Clown nur das Bedürfnis hat, mal witzig gefunden zu werden, bietet sich natürlich auch an, das einmal lautstark zu würdigen. „HaHAhaha, das ist ja sooo lustig. Das habe ich ja noch NIEmals in meinem ganzen Leben so irgendwo gehört! Ist Ihnen das ganz alleine eingefallen? Waren Sie früher mal im Zirkus? Oder im Kabarett? Ich könnte mich ja hinschmeißen vor Lachen!“.

Die selbe Reaktion funktioniert übrigens auch, wenn man mit dem Einrad auf dem Weg zum Chor ist und gefragt wird, ob wer das Vorderrad geklaut hat.

Gelegentlich bekommen Leute auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen, oder einfach Lust, ein bisschen zu reden. „Wir essen ja auch gar nicht mehr sooo viel Fleisch…“ , „Oh, das könnte ich ja nicht, so ganz darauf verzichten. Aber wenn ich Lust drauf habe, kaufe ich mir inzwischen auch was direkt beim Schlachter und nicht das billigste vom Discounter“ , „Meine Enkeltochter kann ja jonglieren…“. Da ist dann die Chance auf ein freundliches Gespräch höher. Ab und zu kommt es dabei dann tatsächlich zu einem netten Schnack, man tauscht sich über Einkaufsmöglichkeiten in der Gegend aus, über Rezepte, oder empfiehlt einen Kinderzirkus für die Enkelin (www.kimarek.de).

1Angeblich kommt einiges von diesen Ersatzprodukten den echten Fleischgerichten in Geschmack und Konsistenz extrem nah. Was auch erklärt, warum ich persönlich so viel davon nicht mag.

2Würden wir anfangen Eier zu verkaufen, müssten wir als Haltungsform wahrscheinlich „von verwöhnten Hühnern“ angeben. Insbesondere wenn Kinder zu Besuch waren oder Jan ein bisschen Freizeit hatte.

3Oder was halt das Lieblingsgericht der betreffenden Person ist.

Mai 2023 – wie ich versehentlich angefangen habe Spezialräder zu sammeln

Eigentlich war ich nie besonders fahrzeugbegeistert. Ich hab‘ erst gegen Ende der Grundschulzeit Fahrradfahren gelernt und relativ spät meine Führerscheinprüfung bestanden. Zu Fuß gehen war schon immer meine bevorzugte Fortbewegungsmethode. Wenn das nicht in Frage kommt oder zu lange dauert würde ich am liebsten teleportieren.

ABER: vor einer Weile hat mich ein gewisser Jemand mit in Richtung Bremen genommen, um dort Velomobile* probezufahren. Da hat es mich dann gepackt. Bei kühlem, ausdauernden Nieselregen mit 30 km/h die Straße langzuradeln (ohne nass zu werden) macht einfach Spaß!

Neu konnte ich mir leider keins leisten. Auf der Suche nach einem gebrauchten bin ich dann im Velomobilforum auf etwas noch exotischeres gestoßen: das Whike*². Ein dreirädriges Liegerad mit Segel. Ein netter Herr in den Niederlanden wollte es gerne verkaufen – er hatte sich nämlich gerade ein Velomobil zugelegt. Vielleicht liegt es daran, dass meine Geschwister mir früher so viele Piratengeschichten erzählt haben, zu dem Segel konnte ich einfach nicht nein sagen.

Allerdings bin ich wohl nicht Pirat genug, denn bis April war es mir zu ungemütlich draußen, um auch tatsächlich ernsthaft damit zu fahren. Da sich der Weg zwischen Bodenburg und Hildesheim erfahrungsgemäß (!) zu Fuß ganz schön hinzieht, habe ich also noch ein modernes Klapprad im Internet bestellt. Das darf kostenfrei im Zug mitfahren, passt in jeden Kofferraum und jetzt muss ich mich nicht mehr ärgern, wenn ich erst am Bahnhof feststelle, dass der Zug mal wieder nicht fährt. Mit dem Rad dauert es zwar erheblich länger als mit der Bahn, aber da die Zugankunft nie zum Anfang der Uni-Veranstaltungen passt, geht das ganz gut auf. Sehr praktisch*³.

Nicht sehr gemütlich, wenn es regnet. Womit wir dann wieder beim Velomobil wären… Das habe ich dann vor kurzem auch noch gekauft. Nicht das Modell, was ich ursprünglich haben wollte, aber eine schöne Farbe und vor allem konnte ich es bezahlen!

Über einen Gebrauchtwagen hatte ich zwischenzeitlich auch nachgedacht, aber der passt wirklich zu schlecht ins Gepäckfach.

Das orangene Klapprad, ein normales (steht noch in Braunschweig) und das Einrad hatte ich schon. Eignen sich weniger für längere Strecken.

*Velomobil: quasi ein verschaltes, Liegefahrrad, was durch Aerodynamik und Leichtbauweise erstaunlich schnell wird, ohne dass mensch besonders sportlich oder elektrisch unterstützt sein muss. Meistens 3-4 Räder.

*²ein Kofferwort aus Wind+hike+bike.

*³noch praktischer wäre es natürlich, wenn der Zug zuverlässig führe.

Frohes Neues Jahr 2023!

Hallo und frohes neues Jahr 2023! (Darf man bis Juli allen wünschen, denen man vorher nicht begegnet ist).
Hier ist einiges passiert. Katalin ist ausgezogen, Jan ist jetzt freiwilliger Feuerwehrmann, in der Scheune wohnen Trecker zur Miete, in zwei Zimmern sind neue Risse in den Wänden aufgetaucht. Die sind scheinbar nicht schlimm, aber es stehen jetzt trotzdem Baustützen in der Durchfahrt. Jan und Kerstin haben die Küche repariert und es ist ein paar mal in verschiedenen Räumen der Strom ausgefallen. Und mit einiger Verspätung habe ich es geschafft auch endlich hier einzuziehen. Mir war vor dem Umzug gar nicht klar, wie viel Zeug ich habe! Ein Rest steht immer noch in Braunschweig (‚tschuldigung, Astrid!). Ein Teil wird wahrscheinlich für die nächsten paar Jahre auf dem Dachboden verstauben, und eine beachtliche Menge Pappkartons steht noch ungeöffnet in meinem Zimmer. Wenn ich mir die wegdenke ist es schon fast gemütlich eingerichtet. ‚Gemütlich‘ muss erstmal reichen. ‚Hübsch‘ oder ‚mit System‘ kommt vielleicht wann anders mal. Ich übe das gerade mit dem erreichbare Ziele setzen. Wer das noch üben sollte, ist die Bahn. Die scheint nämlich öfter so was zu denken wie ’na gut, jetzt Schienenersatzverkehr, aber die nächste Verbindung fahre ich wirklich‘ Tut sie dann aber leider nicht. Und dann steht mensch da, als frisch zugezogene*r Neubodenburger*in und flucht ein bisschen vor sich hin und friert eine Stunde am Bahnhof, und geht dann wieder nach Hause.
Ansonsten toben weiterhin drei Katzen durchs Haus, die Hühner freuen sich wenn sie Winterauslauf haben und auch mal im Tomatenbeet buddeln können und der arme empfindliche Hahn darf ab und an im Haus übernachten wenn es gar zu kalt ist. Außerdem haben wir Dienstagabend als gemeinschaftliche Pasta-Party festgelegt. Es ist gut sich als WG wenigstens ein mal in der Woche fest zu verabreden, um etwas ordentliches zu essen und wichtige Themen zu besprechen. Z.B. ob nicht alternativ auch ein Nudel-Nachmittag, ein Auflauf-Abend oder ein Kartoffel-Klönschnack in Frage käme. Was den Namen des dienstäglichen Dinners angeht, herrschten heute noch Unstimmigkeiten. Wir waren uns aber einig, dass Januar und Februar eigentlich Monate sind, die am besten für einen entspannenden Winterschlaf genutzt werden sollten.
In diesem Sinne wünsche ich noch ein okayes Jahr 2023, mit halbwegs gesunder Ernährung, Erreichen von manchen Zielen und dass mehr Sachen unerwartet klappen, als danebengehen.

Ein Fußbad für den Hahn
(auch ein guter Titel für einen Arthouse-Film?)
Abenteuer Umzug: Tankanzeige? Fehlanzeige. Seitentür geht nicht auf, Hintertür muss zugeknotet werden. Aber Verkehrssicherheit passt und der Preis auch.

Montag der 12. September 2016: Leben nach dem T.o.D.

Was wir heute so vorhaben: gar nichts.
Der Trubel von gestern reicht nämlich locker für den Rest des Jahres. Bei uns war der Tag des offenen Denkmals ein voller Erfolg. Es waren bestimmt 130 Leute da, die sich interessiert unser Fachwerkhaus angesehen haben. Den Anfang machten die Nachbarn, die uns frisch Zugezogene pünktlich um 11 Uhr mit Blumenstrauß und Willkommensgeschenken überraschten. Dann ging es direkt weiter mit vielen anderen alteingesessenen Bodenburgern, Geschichten über den Vorbesitzer des Hauses, Warnungen vor herrlich-historischen niedrigen Türrahmen und steilen Treppen und einer großen Menge begeisterter Ratschläge und Ideen.
Unser Gästezimmer stellen wir schon bald als Bett-and-bike-Unterkunft zur Verfügung, mit ganz großen Umbaumaßnahmen und der Anschaffung von Einhörnern halten wir uns erstmal zurück.

Unser Angebot an Kürbissuppe, Kuchen, Kaffee und anderen Getränken wurde mit Freude und Genuss angenommen. Hier ein dickes Dankeschön an unsere freiwilligen Helfer, die schon drei Tage vorher mit uns Sachen im Haus hin-und hergeräumt haben, Zutaten geerntet, Essen vorbereitet, geputzt und ein paar letzte Werbekärtchen verteilt. Und natürlich vielen Dank an die gut gelaunten Besucher, durch deren Spenden wir tatsächlich unsere Kosten decken konnten!

Auch das Wetter hätte nicht besser sein können: Genau richtig für eisgekühlte Minz-Limonade, aber nicht so heiß, dass wir jemanden mit Sonnenstich in den Keller verbannen mussten.

Entgegen unserer gemeinsamen Albtraum-Visionen war die Anzahl an Besuchern gut zu bewältigen, auf der Arbeit sind keine zehn Leute krank geworden, die wir hätten vertreten müssen und es haben sich keine Scharen von Käfern im Bettzeug materialisiert. Puh!