Gerade eingezogen…

… und schon geht’s los mit der Kultur: am 01.06. habe ich meine Möbel zwischen und auf die Möbel vom Vorbesitzer geworfen, und am 03.06. kam dann ein Filmteam und hat eine weitere Lage an Schweinwerfern und Aluboxen hinzugefügt. Dann sah es ungefähr so aus:
Zimmer voller Zeug
Einige Leute von der Universität Hildesheim hat unser weitgehend unrenoviertes Haus für ihren Spielfilm „Morgen“ gut gefallen. Und noch bevor ich mich gemütlich einrichten konnte, haben sie erst einmal alles umgeräumt. So sah unser Gästezimmer aus, nachdem es zum Krankenzimmer für einen alten Herrn umgestaltet worden war:

Zimmer mit Hirschgeweihen

Es war das erste Mal, dass ich bei einem Filmdreh dabei war. Man braucht dafür ziemlich viele Leute. Es war also unerwartet wuselig. Eigentlich hatte ich mich für die ersten Tage auf gruselig eingestellt, so alleine in einem riesigen alten Haus… Stattdessen hatte ich jede Menge nette Gesellschaft. Nicht nur nette, sondern auch sehr dankbare, denn die Dreharbeiten haben oft bis morgens um drei oder vier gedauert, und dann haben sich am nächsten Tag alle über große Mengen Eiskaffee gefreut. Und es wird dann auch erstaunlich warm in einem Fachwerkhaus, wenn draußen dreißig Grad sind, und sich drinnen zehn Leute und mehrere große Scheinwerfer ein kleines Zimmer teilen.

Statt also alleine im Finstern in meinem Bett zu liegen und auf jedes Geräusch zu hören, bin ich irgendwann so um Mitternacht mit der Zahnbürste in der Hand zwischen fünfzehn Leuten durchgelaufen, habe „Gute Nacht“ gesagt und mir Ohropax reingemacht und die Augen fest zu, wegen der Scheinwerfer auf dem Hof.

Spannend fand ich die Bühnenbildarbeiten – dass Leute es schaffen, ein Zimmer in kurzer Zeit komplett umzukrempeln, und es dann so aussieht, als wären Möbel und Bilder seit dreißig Jahren an ihrem Platz!

Und dann wird ein paar Stunden gewuselt, die Kamera und die Beleuchtung umgebaut, mit dem Schauspieler über seinen Bart diskutiert und die Vorhänge noch einmal mit doppeltem Klebeband festgeklebt; für anschließende wenige Minuten Drehzeit, bei denen dann absolute Stille herrschen muss und alle hoch konzentriert sind. Fertig. Wieder zwei Stunden Umbauarbeiten.

Bei dem Filmdreh habe nicht nur ich unser Haus zur Verfügung gestellt, Eiskaffee gekocht und beim Catering ausgeholfen, sondern ganz Bodenburg hat mitgemacht: die Filmleute durften den Bullenstall des Kunstvereins als Basislager verwenden, die Freiwillige Feuerwehr hat die Straße gesperrt und Nachbarn haben mitgespielt (oder ihre Hunde und Schafe). Und sich sogar für eine Straßenszene bereit erklärt, nach zehn Uhr abends ihre Häuser nicht mehr zu verlassen, damit Türen und Fenster zugeklebt werden können.

Hier ist eine Bildergalerie:

 

Achtung Umzug! Schätzungsweise irgendwann zwischen dem 25. Mai und Ende August

Umzugsschild mit Datum

Also, besagtes Vorkaufsrecht, das man, laut Notar, schonmal im Voraus hätte klären müssen: Der Vorbesitzer des Hauses, Herr Philips, hat vor vielen Jahren den Schweinestall an die „Schünemann Landfleischwaren GmbH“ verpachtet. Die haben den zu unserer Hofseite (die Schlachterei liegt auf der Rückseite unseres Grundstücks) zugemauert und ein Knochenkühlhaus eingebaut (wer weiß, wozu man noch mal einen komplett weiß gekachelten Raum mit großem Ablauf im Boden braucht??). Und sich ein Vorkaufsrecht im Grundbuch eintragen lassen, das heißt, wenn das Haus verkauft wird, muss die „Schünemann Landfleischwaren GmbH“ vorher gefragt werden, ob sie das Haus kaufen möchte.

Eigentlich kein Problem. Aber die Schünemannsche Schlachterei ist insolvent gegangen und dann viermal verkauft worden, und es war nicht einfach, herauszufinden, wer der Rechtsnachfolger ist. Auch hier hat unser Notar wieder unmäßiges Engagement gezeigt und erst einmal uns und die Verkäuferin beim Ersteller des Pachtvertrages, beim Grundbuchamt und bei der Volksbank anrufen lassen. Alle drei haben im Wesentlichen gesagt, dass das eigentlich die Aufgabe des Notars wäre – schließlich hat der sich erbarmt und seinen Job gemacht. Nun muss aber erst ein Liquidator (nein, das ist kein Actionheld) bestellt werden, damit der dann sagen kann, dass die nicht mehr vorhandene Landfleischwaren-GmbH das Haus wirklich nicht kaufen will und so dieses Vorkaufsrecht aus dem Grundbuch ausgetragen werden kann. Das dauert, Zitat Notar „so zwischen einer Woche und zwei Monaten“. Vorher gehört das Haus nicht uns, und eigentlich können wir dann auch noch nicht rein.

Und ich habe optimistischerweise meine Wohnung gekündigt und für Ende Mai den Umzugswagen bestellt!

Die Verkäuferin hat sich unser erbarmt, und nun haben wir erst einmal einen Mietvertrag, damit ich und meine ganzen Möbel nicht obdachlos sind und wir schon einmal ein bisschen loslegen können. Seit gestern wohne ich jetzt in Bodenburg. Ende gut, alles gut.

Es beginnt (ein aufregendes Wochenende)

… na, dann unterschreiben wir mal schnell den Kaufvertrag, und das Haus ist unser!

Am Freitag war der Termin beim Notar in Hildesheim, und als erstes hat unser grüner Twingo beim Versuch, auf der Autobahn einen Laster zu überholen, angefangen zu stottern und zu hüpfen. Aaah! Gott sei Dank waren wir nahe genug an Braunschweig und so gut in der Zeit, dass wir schnell in die Stadt fahren, das Auto von einem Freund borgen und noch gerade pünktlich beim Notar aufschlagen konnten.

Dort haben wir uns dann alle im Notarzimmer zusammengedrängt: zwei Käufer, die Verkäuferin und ihr Sohn, zwei interessierte Eltern, eine Rechtsanwaltsgehilfin, der Notar. Feierliche Angelegenheit.

In Bezug auf Hauskauf und Notartermine sind wir absolute Laien, aber doch ziemlich sicher, dass der Notar den Vertrag schonmal gelesen haben sollte, bevor er ihn beurkundet, und auch nicht so Sachen sagen wie: „Da ist ja noch ein Vorkaufsrecht drauf. Da hätte man sich ja mal drum kümmern müssen.“ oder „Wie, denkmalgeschützte Häuser brauchen keinen Energieausweis bei Verkauf? Das ist mir neu!“.

Man hätte es ahnen können, denn bereits im Vorfeld schien es an einigen Stellen zu haken… wir wollten gerne den Kaufvertrag ein wenig im Voraus haben, wegen eventueller Änderungen. Schließlich bekamen wir ihn nach mehrmaligem Drängeln fünf Arbeitstage vor Unterschrift zugemailt – allerdings den falschen, auf dem eine Reihe von Ländereien aufgelistet waren und nicht das Haus, was wir eigentlich wollten. Emails und Anrufe mit Änderungswünschen und Fragen (z.B. „Was ist eigentlich mit dem Vorkaufsrecht?“) blieben weitgehend unbeantwortet. Und anscheinend, so unser Eindruck beim Notartermin, auch ungelesen.

Also alles sehr holperig, aber dann doch geschafft! Allerdings würden wir beim nächsten Hauskauf einen anderen Notar nehmen.

Blick in die BäumeUnd dann, am Samstag, sind wir mit dem Zug von Braunschweig nach Bodenburg gefahren und haben im Gutspark gepicknickt, im Gras gelegen und in die Sonne geblinzelt.

Nachmittags haben wir uns mit der Verkäuferin im Haus getroffen, sie hat uns noch einmal herumgeführt und viel zum Haus und seinen Bewohnern erzählt. Es war schön, die Vorbesitzer ein wenig besser kennen zu lernen.

Und gerade wird in Bodenburg ein Film gedreht! Im Rahmen eines Projektsemesters der Uni Hildesheim entsteht ein Film aus fünf Episoden (hier ist die Webseite dazu). Für viele davon bildet Bodenburg die Kulisse. Und, wir zoomen näher heran: unser Haus. Anfang Juni wird für drei Tage in ein paar Räumen gedreht. Ich habe mich bereit erklärt, für das Essen zu sorgen. Auch aufregend!