Ein Besuch bei den Batwa

Ein Mutwa (das ist die Einzahl von Batwa) vor seinem selbstgebauten Zelt

Ende Juli habe ich eine kleine Reise in den Südwesten Ugandas unternommen. Dort lebt Menschen, das dringend jede Hilfe benötigt, die sie bekommen können: die Batwa.

Wir haben eine Batwa-Gruppe bei Kisoro besucht und wurden von ihnen herzlich empfangen, mit Umarmungen und einem Lächeln auf den Lippen. Die vielen Fragen, die wir hatten, durften wir alle stellen und haben ausführliche Antworten bekommen.

Seit Jahrhunderten haben sie als Nomaden im Wald des Berges Muhavura gelebt. Als Jäger und Sammler haben sie sich von wilden Kräutern und Honig, Tieren sowie Früchten ernährt. Sie haben in kleinen Höhlen gewohnt und Feuer mithilfe von Feuersteinen gemacht. Anders gesagt, sie kannten sich gut dort aus und wussten, wie sie (über)leben können. Der Wald bat ihnen nicht nur einen Wohnort und Essen, er war auch ein integraler Bestandteil ihrer Kultur und Religion; er war quasi ihr Eigentum.

Bis 1991: Mit dem zunehmenden Gorilla-Tourismus stieg das Potential, Geld aus der Region zu schöpfen. Also beschloss die Regierung, die Batwa unter dem Vorwand, diese würden die Gorillas gefährden, aus ihrer Heimat zu vertreiben. Die Batwa wurden also gezwungen, den Wald zu verlassen. Die Regierung stellte ihnen ein paar Häuser zur Verfügung und versprach, sie würden die Menschen unterstützen. Das, was ich vor Ort gesehen habe und was uns gesagt wurde, erzählt leider eine andere Geschichte.

Heutzutage leben sie in kleineren Gemeinschaften verstreut in der Region. Die Gemeinschaft, die wir besucht haben, hat kleine Hütten gestellt bekommen. Mittlerweile benutzen sie diese auch zum Schlafen, gemeinsam mit ihren Ziegen, Hühnern und Schafen. Andere Gruppen haben nicht so viel Glück und schlafen in selbstgebauten Zelten.

Eine Gruppe von Batwa vor ihrer selbstgebauten Hütte.

Die Batwa haben oft wenig zu essen: Denn Land, auf dem sie etwas anbauen könnten, haben sie nicht und Geld, um es zu kaufen, kaum. Fast niemand möchte ihnen Arbeit geben und wenn doch, dann meist für sehr wenig Geld oder sogar nur gegen Essen. Die Kinder gehen nicht zur Schule, denn dafür müssten sie Schulgeld bezahlen.

Auch an grundlegender medizinischer Versorgung mangelt es: Im Wald konnten sie sich selbst mit Kräutern selbst behandeln, die sie jetzt nicht mehr finden und um von einem Arzt behandelt zu werden, wird Geld benötigt, das sie nicht haben. So können selbst heilbare Krankheiten tödlich verlaufen.

Bis heute haben sie keinerlei Entschädigung bekommen und niemand kümmert sich wirklich um sie, erst recht nicht on offizieller Seite.

Die Batwa, die wir besucht haben. Im Hintergrund sind die Hütten zu sehen, in denen sie wohnen, sowie der Berg Muhavura mit dem Echuya Wald.

Die Menschen sind sehr gewillt, zu lernen und sich in ihre neue Welt zu integrieren. Sie wollen gerne, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Das ist der Punkt, an dem SMILE seine Hilfe ansetzen möchte. SMILE (Supporting Minors to Improve Life) ist eine Hilfsorganisation, die mich hier aufgenommen haben und ugandische Kinder mit deutschen Sponsoren zusammenbringt, um den Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen.

Gertrude, die Vorsitzende des Vereins, möchte auch Batwa-Kindern zur Schule schicken, um deren Gemeinschaft nachhaltig zu helfen. Für zwei Kinder, einen Junge und ein Mädchen, bezahlt sie derzeit aus eigener Tasche das Schulgeld. Das Mädchen hat gerade Paten bekommen (meine Mutter und mich), aber der Junge benötigt noch jemanden.

Gegen Ende des Besuchs habe ich via Dolmetscher der blinden Großmutter des Mädchens erzählt, dass ich ihre Enkelin sponsorn und ihr das Schulgeld bezahlen möchte. Auf die Nachricht hin fing sie an zu klatschen und war sichtlich erfreut, dass sich jemand um ihre Enkelin kümmert. Ein sehr rührender Moment, der mir noch lange erhalten bleiben wird.

Gertrude (in rotem Pulli) mit zwei Kinden, die ihre Schuluniform tragen
Gertrude mit den beiden Batwa Kindern in ihrer Schule

Ich weiß, solche Spendenaufrufe bekommen viele von euch täglich, aber vielleicht ist ja doch jemand unter euch, der ein paar Euros übrig hat und den Batwa helfen möchte. Oder sogar jemand, der eine Patenschaft übernehmen will? Falls ja, schreibt einfach eine kurze Email an Wolfgang, dem Vorsitzenden des deutschen Partnervereins, unter w. luckscheiter(at)t-online.de

Dinge über mich, die Ugander überraschen

oder auch: Fragen, die mir häufiger mal gestellt werden.

1. „Mzungo!“

Okay, das zählt nur so halb, aber ich höre es sehr oft. Mzungo bezeichnet im Prinzip eine weiße Person und wird daher oft ausgerufen, wenn ich vorbei laufe. Denn dort, wo ich wohne, sind so gut wie keine anderen Weißen. Ich bin also jedes Mal wieder Grund für Aufregung. Man gewöhnt sich daran.

2. „What’s that on your skin?“ („Was ist das da auf deiner Haut?“)

Meine Leberflecke verwirren viele. Die meisten halten sie für Mückenstiche (da diese auf dunkler Haut zu noch dunkleren Stellen führen) und fragen mich besorgt, ob es mir gut ginge. Aber auch meine Pickel haben schon für Verwirrung gesorgt.

3. „Why do your eyes look like that?“ („Warum sehen deine Augen so aus?“)

Das wurde ich von einem der Kinder gefragt. Meine Augen sind hell, aber die Augen von allen anderen, die im Haus rumlaufen, sind dunkel. Die Kleine schien wirklich besorgt, aber ließ sich dann damit beruhigen, dass meine Augen genauso fuktionieren wie ihre.

4. „How do you know English so well?“ („Woher kannst du so gut Englisch?“)

Wurde ich sowohl von Kollegen in der Schule als auch außerhalb gefragt. Weil ich kann doch schon Deutsch und Englisch ist keine Amtssprache, warum also kann ich das so gut? Wofür brauche ich das überhaupt? Ich erkläre dann meistens, dass wir das auch in der Schule lernen und in meinem Fall, dass ich einen Bachelorabschluss in Englisch habe.

5. „You don’t have assemblies? How do you communicate with your students?“ („Ihr habt keine Versammlungen? Aber wie kommuniziert ihr dann mit euren Schülern?“)

Die letzten beiden Fragen sind speziell auf Schule bezogen, da ich hier ein Schulpraktikum mache. In Uganda ist es üblich, mehrmals pro Woche eine Vollversammlung zu haben, in der den Schülern Neuigkeiten gesagt werden, sie über neue Regelungen informiert werden, etc. Sowohl Schüler als auch Lehrer waren ganz schockiert als ich erzählt habe, dass wir sowas in Deutschland nicht haben. Wie nur ist es denn dann möglich, dass wir mit unseren Schülern kommunizieren?? Ein Mysterium.

6. „You mean students can wear whatever they like to school?“ („Du meinst, Schüler dürfen in der Schule anziehen, was sie wollen?“)

Auch üblich in Uganda: Schuluniformen. Die Idee, dass Schüler selbst bestimmen können, was sie in die Schule anziehen, finden die Leute hier absolut unvorstellbar. Am Ende kommen die noch nackt in die Schule!  Oder Frauen in Hosen (was in vielen Schulen hier verboten ist, Frauen müssen Röcke tragen) (ich mag keine Röcke).

Geburtstag auf ugandisch

Heute ist der 24.6., das ist in unserer WG immer ein Tag voller Geburtstage, unter anderem der von Astrid, also von mir. Vor 4 Tagen bin ich nach Uganda gereist, wo ich die nächsten 3 Monate verbringen werde. Und heute habe ich direkt erfahren, wie hier Geburtstag gefeiert wird. Gegen Mittag ist Gertrude, die Hausherrin, mit einigen Leuten im Gepäck heimgekehrt und alle haben angefangen, Essen zu kochen. Zuerst habe ich mitgeholfen, Kartoffeln, die hier „Irish Potatoes“ genannt werden, Karotten und Paprika klein zu schneiden.

Nach einer Weile haben mich ein paar Mädels dann zum Spielen mitgenommen. Wir sind um die Wette gelaufen und sie haben mir gezeigt, welche Pflanzen sie so da haben (z.B. Bananen und Kohl).

Dann sollte ich mich hinsetzen und mir wurden die Augen verbunden. Und dann wurde Geburtstag gefeiert. Hinter mir haben sich die Kinder angeschlichen und mich mit Wasser überschüttet bis ich klatschnass war. Danach durfte ich mich gnädigerweise abtrocknen und umziehen. Denn normalerweise wird das Geburtstagskind von jedem nass gemacht, der im Lauf des Tages vorbeikommt.

Wieder trocken und in frischen Klamotten gab es dann Essen. Es gab Kohl und Posho, was es zu fast jeder Mahlzeit gibt. Außerdem gab es noch Spagetti und selbst gemachte Pommes zur Feier des Tages. Zum Nachtisch gab es ganz viel Kuchen, Ananas (die ich leider aufgrund meines Magens nicht essen konnte) und selbst gemachte Bananenchips.

Alles in allem, ein sehr aufregender Tag mit so einigen Überraschungen. Denn zu guter Letzt übergab Gertrude mir ein kleines Geschenk, das meine liebe WG schon im Mai hier hergeschickt hatte. Vielen lieben Dank nochmal an euch, ihr hättet mich fast zum Heulen gebracht 😉 Und natürlich auch vielen Dank an alle, die mir auch gratuliert haben.

Ansonsten ist es sehr schön hier, wenn auch vieles sehr anders ist. Es gibt zum Beispiel aktuell kein fließendes Wasser, da die Wasserpumpe kaputt ist. Aber ich lerne, mich hier zurecht zu finden und lerne sogar ein paar Brocken Luganda, die Sprache, die viele hier sprechen. Sehr aufregend alles.